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Leitgedanken

» Europa ist eine Schicksalsgemeinschaft. Der europäische Zivilisationsprozess, wie er von unseren Vorfahren und uns in Gang gesetzt wurde, hat uns zu einer Entwicklungsstufe geführt, auf der alle voneinander abhängig sind. Wir können dieses gemeinsame Schicksal mitgestalten oder erdulden. Die Bewahrung des Friedens, die Erhaltung unserer Umwelt und die Organisation eines Lebens in Würde für alle erfordern eine gemeinsame Politik. Europa zu einigen heißt, die Antwort zu geben auf die historische Herausforderung der Gegenwart und die leidvollen Erfahrungen der Vergangenheit. Jeder Europäer ist aufgerufen, am Aufbau einer europäischen Friedensgemeinschaft verantwortlich mitzuarbeiten. «

Jeder, der diese eindringlichen Sätze der »Charta der Europäischen Identität« achtsam liest, wird einsehen, dass das Haus Europa nicht allein durch die Schaffung von Strukturen oder Institutionen in eine Sphäre des Friedens und der Verständigung eintreten wird. Europäische Tradition und Organisation sollten sich gegenseitig bedingen. Kein europäischer Automatismus wird die Menschenrechte wahren, ein europäisches Wir-Gefühl hervorzaubern, die natürlichen Lebensgrundlagen schützen oder eine starke europäische Identität aufbauen. Das Fundament des Zusammenlebens in Frieden und Freiheit ruht auf gesellschaftlichen und kulturellen Werten, die eben nicht nur geflissentlich akzeptiert, sondern aktiv und engagiert von jedem Europäer vertreten werden sollten.

Geld, Macht und Status als einzige Lebensrealität vermögen das existenzielle Bewusstsein von wahrer Freiheit nicht zu ersetzen. Dies gilt für das Individuum ebenso wie für das Kollektiv, denn ein »Volk, das die eigene Realität ernster nimmt als die konkrete Vision, willigt ein in eine lebensgefährliche spirituelle Verarmung, in das Diktat der niederträchtigen Nachstellungen der Mittelmäßigkeit«, - so der dänische Philosoph Sören Kierkegaard. Eine Überdosis von Pragmatismus, verbunden mit einem vagen Pessimismus und einer maroden Ideenstille, kann somit nicht unbedingt zum europäischen Lebensideal oder zur kollektiven Vision deklariert werden. Im Angesicht möglicher Herausforderungen, Bedrohungen und Unsicherheiten sollten wir nach Potentialen Ausschau halten, um einer neu entstandenen Welt mit neuen Gedanken und Zukunftsvisionen zu begegnen.

Unsere geistige Freiheit verpflichtet uns, jenseits jedweden ideologischen Bekenntnisses das für den zivilisatorischen Fortschritt Not leidender Menschen Mögliche zu erkennen und zu verwirklichen. Wir stehen heute in einem Prozess der globalen Bewusstseinstransformation und bedürfen einer Renaissance ewig gültiger Werte in Europa. »Falls es eine Renaissance in Europa geben wird, wird sie eine spirituelle sein und vielschichtig und mit vielen kulturellen Brechungen stattfinden, in neuem politischem Ethos, Geist oder Stil, und sie wird ein neues bürgerliches Verhalten hervorbringen. Es ist die spirituelle Dimension, die alle Kulturen der Menschheit verbindet und die transzendentalen Ursprünge wiederentdecken lässt«, schreibt Václav Havel, der ehemalige Präsident der Tschechischen Republik. Wir bedürfen in Europa dieser spirituellen Renaissance, das europäische Bewusstsein bedarf der geistigen, bewusstseinsmäßigen Metamorphose. Ein integrales Bewusstsein schafft eine neue Wirklichkeit, weil das Ganze über das Ich gestellt wird und die allgemeinen Umweltgegebenheiten sich aus der integralen Welterfassung neu strukturieren. P. Enomya-Lassalle SJ formuliert es als Sentenz: » Der Mensch hat sich in seiner Geschichte schon mehrfach geändert. Die Menschheit muss eins werden, sonst gehen wir zugrunde. «

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