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Hilfsaktion 2017 für die Förderschule in PeriyamudaliyarchavadiHilfsaktion 2017 für die Förderschule in PeriyamudaliyarchavadiHilfsaktion 2017 für die Förderschule in PeriyamudaliyarchavadiHilfsaktion 2017 für die Förderschule in Periyamudaliyarchavadi
 

Hilfsaktion 2017 für die Förderschule in Periyamudaliyarchavadi

Dankesbrief von unserem Mitglied Frau Dr. Hilde Link an alle, die bei der Aschermittwochskollekte und danach für das Prana-Projekt - die Förderschule in der südindischen Provinz Chennai - etwas gespendet haben.

Ich hatte ja geschrieben, dass wir ein kleines Fest planen, nicht ahnend, dass für diesen Zweck so viel Geld zusammenkommen würde. Mein allerherzlichster Dank im Namen der Prana- und vieler anderer Kinder. Wir konnten gleich zwei Veranstaltungen durchführen.

Erstens: Annual Day.
Der Annual Day ist ein Tag im Jahr, an dem die Kinder den Eltern vorführen und zeigen, was sie alles gelernt haben. Also sozusagen ein Elternabend, bei dem die Eltern in das Geschehen integriert sind. Nach dem Fest besteht die Möglichkeit, dass die Eltern Kritik und Anregungen zum Unterricht geben können. Dieses Jahr wurde zum Beispiel von einem Vater vorgeschlagen, ob die Kinder nicht auch Hindi lernen könnten, jetzt wo der neue Ministerpräsident Modi Hindi als Sprache für ganz Indien einführen möchte. Im Süden wird diese Sprache aber nirgendwo gesprochen, und außerdem scheinen Modis Pläne auf heftigen Gegenwind zu stoßen. Also ist dieses Anliegen erst einmal auf Eis gelegt und wir schauen lieber, dass die Kinder ordentlich Englisch lernen, denn das ist immer noch die Amtssprache und das Tor in jedes Studienfach. Das sah der Vater ein.
Jetzt aber zurück zu unserem Fest.
Unsere Schuldirektorin tätigte zusammen mit ein paar älteren Schülerinnen einen, fast möchte man sagen, Großeinkauf. Mit Krönchen und Schmuck (natürlich Tand), Stoffen und Schminke. Es wurden auch bunte Holzperlen angeschafft, so dass die Kinder selbst kreativ werden konnten. Das Material für Feste, das wir hatten, war bereits mehr als schäbig und  so gut wie verrottet. So konnten wir also den "Annual Day" in neuem Glanz erstrahlen lassen. Alle waren mächtig stolz, die Kinder, die Eltern und die Schüler, und ich natürlich auch. Die Eltern versicherten, dass sie für die Spender in Deutschland beten würden.

Zweitens: Ausflug
Wer erinnert sich nicht auch noch nach Jahren an einen schönen Ausflug mit der Schule oder mit den Eltern.
Irgendwo hinfahren, wo es schön ist, das können sich die Eltern unserer Kinder nicht leisten. Sie kennen nur das Schuften auf den Feldern als Tagelöhner für die Reichen, oder das Fischen im Meer, was jedes Mal ein Einsatz auf Leben und Tod ist, zumal seit dem Tsunami 2004 das Meer wild und unberechenbar geworden ist.
Unsere Schuldirektorin schlug vor, wir sollten doch mit den Kindern einen Ausflug in einen nahegelegenen Vergnügungspark machen, davon könnten die Kinder nur träumen. Also abgemacht. Jetzt ist es so, dass wir 150 Schulkinder haben, und diese Schulkinder haben alle Geschwister, und die könne man ja nicht zu Hause lassen. Na gut, einverstanden. Und dann haben wir ja noch eine Selbsthilfegruppe für Frauen, ob die denn auch mitkommen dürften. Na klar. Aber nun könne man doch nicht die Frauen in den Vergnügungspark einladen, ohne deren Kinder, das ginge ja wohl wirklich nicht. Na gut, auch das lässt sich finanziell noch stemmen. Ich hatte ehrlich gesagt bei allen Vorschlägen die für indische Verhältnisse gigantische Spendensumme von "European Partnership - Hilfe für Schulen in Not" vor Augen. So, und dann sind da aber auch noch die Köchinnen, die Gemüseschnibblerinnen und die Putzfrauen, der Gärtner, der sich um den Schulgarten kümmert. Gut, gut, natürlich können die auch noch mitsamt ihren Kindern mit. Und die Kinder mit Behinderungen, deren Eltern und Geschwister natürlich auch. Also jedenfalls waren wir am Schluss fast 300 (dreihundert!) Personen. Wir mieteten einen Bus, der mehrmals hin und her fuhr, vor Ort war alles perfekt organisiert: Der Eintrittspreis wurde auf ein Drittel  herunter gehandelt, es gab für jeden Eis, Snacks und ein ordentliches Essen.
Einen indischen Vergnügungspark muss man sich so verstellen: Da gibt es "Achterbahnen", das sind kleine Züglein, die im Kreis etwas auf und ab fahren, Karusselle aller Art, und das Schönste: Planschbecken mit Rutschen und künstlichen Wasserfällen. Alles war perfekt organisiert. Die indische Regierung ist ja weltweit bekannt für ihr Krisenmanagement, ich schätze mal, dass die Politiker alle ein Training als Verantwortliche in einem Vergnügungspark absolviert haben. Jedenfalls waren die Kinder begeistert, ein paar Mädchen weinten vor Glück, weil sie noch nie so etwas Schönes erlebt haben und weil sie sich immer schon sehnlichst einen Besuch im Vergnügungspark gewünscht hatten.
Als alle wieder heil zu Hause waren, dankte ich meinem Gott, dass niemandem etwas zugestoßen ist. Am Abend in unserem Schulgarten, versammelten sich noch einmal die Lehrerinnen und Lehrer, die auch mit Karussellen gefahren waren und mit den Kindern im Wasser gespielt hatten und mit ihnen die Rutsche herunter gerutscht sind. Alle, außer einem. Dieser Lehrer war bis zum Bauch im Wasser gestanden, ausgerüstet mit einer Trillerpfeife, so dass er in einem Notfall blitzschnell Hilfe herbeipfeifen hätte können. Seine Miene war immer noch ganz verkrampft. Ich fragte, was denn los sei, und ob ihm denn der Ausflug nicht gefallen habe. Da blickte er die Glücklichen an und sagte etwas verbissen: "Einer muss ja auf alle aufpassen!" Wir lachten, und da erst fiel der Stress von ihm ab und er lachte auch.

Tausend Dank für eure große Unterstützung! All' unsere Schüler wissen, dass Schüler und Lehrer im fernen Aachen ihnen dieses einzigartige Schulfest ermöglicht haben.

Vergelt's Gott! - Eure Dr. Hilde Link vom Prana-Projekt


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